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Kampf gegen Schilf und Schlamm: Im Herbst geht es richtig los
geposted am 20.09.2023, in Club
Mit eigenem Gerät, neuem Personal und im Probebetrieb gesammelter Erfahrung startet die Seemanagement Burgenland GmbH im Herbst in die „nächste Phase“ bei der Eindämmung von Schilf und Schlamm im Neusiedler See. Dass in den Sommermonaten von den Schilf- und Schlammarbeiten am Neusiedler See kaum etwas zu sehen und zu hören war, hat mehrere Gründe. Allen voran natürlich die Rücksicht auf heimische und touristische Gäste am See, denen man mit den Arbeiten nicht die idyllische Ruhe verderben möchte. Aber auch wegen tier- und naturschutzrechtlichen Bestimmungen ruht das schwere Gerät in den Sommermonaten. Damit ist es nun vorbei: der Kampf gegen die Ausbreitung von Schilf und Schlamm geht in die nächste Runde. Zuerst musste man „technische Möglichkeiten ausloten. Bevor wir die Maschinen anschaffen, müssen wir direkt im See den Praxistest machen“, erklärte Erich Gebhardt, Geschäftsführer der Seemanagement Burgenland GmbH, im März gegenüber der BVZ. Gesagt, getan: „Die ersten Geräte sind schon geliefert, im Laufe des Monats kommen noch Großgeräte hinzu“, gibt Gebhardt ein Update zum Status quo am Neusiedler See. Neue Absetzbecken für Schlamm in Arbeit Nachdem die für das Seemanagement zuständige Landestochter zu Beginn eine „One-Man-Show“ war, später ein Quartett, hat Gebhardt nun zehn Mitarbeiter um sich - ein Großteil davon Maschinenfahrer. Bis Ende des Monats soll sämtliches Gerät im Burgenland ankommen, Anfang Oktober startet dann die Umsetzung. „Wir haben das Vorgehen mit allen 14 Anrainergemeinden abgestimmt und diskutiert“, so der Geschäftsführer. Bestehende Absetzbecken für Schlamm werden und wurden entleert, 40.000 Kubikmeter waren es, „die nach labortechnischer Überprüfung für die Bodenverbesserung verwertet wurden“, also auf Feldern zum Düngen und für den Humus-Aufbau ausgebracht wurden. „Eine Win-Win-Situation“, freut sich Gebhardt, den im See unbeliebten sinnvoll verwerten zu können. In einigen Seegemeinden sollen auch neue Absetzbecken errichtet werden, etwa in Oggau oder in Purbach - dort war die Schlammentsorgung im Wahlkampf sogar Politikum. Land und Gemeinden teilen Kosten 50/50 Die Kosten für das Mammutprojekt Schilf- und Schlammmanagement teilen sich Land und die jeweils betroffenen Seegemeinden zu gleichen Teilen. Größter Grundeigentümer sind aber weder das Land noch die Gemeinden, sondern die Esterhazy Stiftung. Als Rechtsnachfolger der feudalen Herrscher gehören der Stiftung 75 Prozent des Sees. Esterhazy beteilige sich auch finanziell an den Arbeiten - zumindest in Breitenbrunn, erklärt Gebhardt ohne Zahlen zu nennen. 75 Prozent dürften es jedenfalls nicht werden. Bei den Maschinen geht „probieren über studieren“ Seemanagement Burgenland GmbH-Geschäftsführer Erich Gebhardt bei einer Pressekonferenz in Illmitz. Bei der Anschaffung der Geräte gibt es vor allem ein Problem: Es gibt keine speziell für den Steppensee ausgelegten Schilfernte- und Schlammbagger-Maschinen. Was in den vergangenen Jahrzehnten am See unterwegs war und auch heute noch ist, sind Basteleien Marke Eigenbau. Pistenraupen, Kettenbagger und vieles mehr wurden, oft in Eigenregie, nach den aktuellen Bedürfnissen umgebaut. „Es gibt nichts von der Stange. Die Maschinen müssen Wasserlöcher von bis zu 1,70 Meter durchfahren können, dürfen nicht zu schmale Ketten haben und nicht zu schwer sein, um der Natur keinen Schaden zuzufügen“, erklärt der Seemanager. Gebhardt muss sich bei der Anschaffung also auf die Experten verlassen: das sind für ihn die Schwimmbaggerfahrer und Schilfschneider, nicht die Vertreter der Produzenten. „Es bringt mir nichts, wenn ein Vertreter erklärt, wie super seine Geräte sind. Die Schwimmbaggerfahrer wissen besser, was am Neusiedler See funktioniert und was nicht.“ Entsprechend seien ihm beim Beschaffungsprozess auch die Schilfschneider Lang und Brunner mit Rat und Tat zur Seite gestanden. „Ein Kollege fährt seit zehn Jahren Schwimmbagger und er ist begeistert“, ist Gebhardt mit der nun gefundenen Lösung zufrieden. Lärmschutzwand aus Schilf für die S33 bei Herzogenburg Was die Verwertung von Schilf und Schlamm angeht macht sich Gebhard keine Sorgen. Man stehe auch in enger Abstimmung mit der Forschung Burgenland, einer weiteren Landestochter. Während der Schlamm als Dünger dient, ist das Schilf etwa als Lärmschutzwand im Probeeinsatz: Entlang der S33 bei Herzogenburg wurden erste derartige Wände mit Schilf vom Neusiedler See installiert. Generell sei man aber immer um möglichst effizientes und ertragreiches „Upcycling“ von Schlamm und Schilf bemüht, der Zenit ist hier wohl noch nicht erreicht. Heikles Thema Schilf abbrennen Beim Schilf gibt es freilich auch eine wesentlich schnellere und - wenn richtig ausgeführt - viel kostengünstigere Variante: Feuer. Wer die Stellen zwischen Breitenbrunn und Winden bzw. Mörbisch und Fertörakos sucht, an denen heuer insgesamt etwa hunderte Hektar Schilf abbrannten, findet dort „das gesündeste und schönste Schilf“, weiß auch Gebhardt. Tatsächlich scheint es für Laien unlogisch, dass hunderte Hektar verbranntes Schilf für die Natur ein Segen sein sollen. Dass beim doch sehr kontrovers diskutierten Thema „Rettung des Neusiedler Sees“ Land, Touristiker, Fischer, Umweltschützer, Seeanrainer, Feuerwehrleute und viele mehr gleicher Meinung sind, überrascht sogar noch mehr. Luftreinhaltegesetz als einziges Hindernis Während der Brutzeit wären Schilfbrände freilich eine Katastrophe für unzählige Vogelarten. Außerhalb der Brutzeit würden sogar die Tiere profitieren, da totes Schilf auch für Vögel kein besonders einladendes Habitat ist, erklärt etwa die Umweltschutzorganisation WWF. Warum es also nicht öfters brennt? Das österreichische Luftreinhaltegesetz verhindert es. Da es sich um ein Bundesgesetz handelt, hat man im Burgenland wenig Spielraum. „Wir können uns nur darauf vorbereiten, dass das Abbrennen erlaubt wird. Das machen wir auch, sobald es legal ist, sind wir startklar.“ BVZ – erstellt am 19. September 2023 – Peter Wagentristl - mehr unter https//www.bvz.at
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